D.Biner WB.22.07.2019
Wenn irgendwo in der Westschweiz über Wölfe, Bären oder andere Raubtiere gestritten wird, ist er bald zur Stelle.
Raphaël Arlettaz ist ein gern gesehener Gast in TV-Runden oder für Liveschaltungen. Jede Redaktion hat seine Nummer. Experten sind immer gefragt. Und wenn er nicht gefragt wird, schaltet er sich selbst ein in die Debatte – immer mit deutlichen Worten und klar grünem Schimmer.
Auch im Oberwallis ist Arlettaz, Biologie-Professor an der Uni Bern, bekannt. Die einen schätzen ihn für sein Fachwissen, die anderen sehen und kritisieren ihn als Wolfsfreund. Kalt lässt er die wenigsten.
Historische Chance
Wenig Anklang fand er nun bei den Unterwalliser Grünen. Informationen dieser Zeitung zufolge wollte er für die kommenden Nationalratswahlen auch auf die Liste. Umso mehr, als die Partei mit Thierry Largey ihren Spitzenkandidaten verloren hat. Largey, bis dahin Fraktionschef der Grünen im Grossen Rat und 2017 Staatsratskandidat, folgt dem Ruf der Uni Lausanne – als Professor im Verwaltungsrecht. Ein politisches Mandat sei damit unvereinbar.
Der Vorstand verzichtete aber auf die Dienste von Arlettaz und nominierte in aller Ruhe Jean-Pascal Fournier nach. Der 53-Jährige ist ein Grüner der ersten Stunde. Im Jahr 2000 wurde er in den Sittener Stadtrat gewählt, das allererste Exekutivmandat der Partei im Wallis. Seither hat er die Grünen im Unterwallis aufgebaut, gemeinsam mit seiner Frau Marylène Volpi Fournier, ihrerseits Grossrätin von 2005 bis 2017. «Ich glaube, an der Legitimität meiner Kandidatur zweifelt in der Partei niemand», sagt Fournier. Er will dabei nicht überheblich wirken, hat aber kein Problem damit, wenn es so rüberkäme.
Das Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr. Die Ernte von Fourniers Saat konnte die Partei 2017 einfahren. Mit über 50 Kandidaten über alle Unterwalliser Bezirke hinweg schafften die Grünen bei den Grossratswahlen 2017 acht Sitze und somit Fraktionsstärke. Im Welschwallis mit seinen urbanen Zentren sind sie längst eine etablierte Partei. Und es liegt Historisches in der hiesigen Bergluft: Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die Partei ihren ersten Nationalratssitz macht. Das wollte sich der sendungsbewusste Arlettaz, der für eine Stellungnahme nicht erreichbar war, natürlich nicht entgehen lassen.
KlassischeRekrutierungsmuster
Im Oberwallis wären die Grünen für einen wie Arlettaz dankbar. Eine medienerprobte Figur aus der Wissenschaft, die zudem polarisiert – das kann Stimmen bringen, zumindest hat man die Aufmerksamkeit auf sicher. Im Unterwallis ist das anders.
Hier war es ein Leichtes, vier Männer und vier Frauen für die Liste zu finden. Und was auffällt: Die meisten Kandidaten befinden sich gerade mitten auf der Ochsentour innerhalb der Partei, besetzen Ämter im Grossen Rat oder bei den Jungen Grünen auf nationaler Ebene. Für den kleinen Promi-Effekt sorgt die ehemalige Langstreckenläuferin und Olympia-Bronze-Gewinnnerin Magali Di Marco. Und neben Fournier steht mit Christophe Clivaz ebenfalls einer, den man bei den Walliser Grünen schon zu den «alten Kämpen» zählen könnte. Eine dichte Personaldecke, die man nicht ausfransen lassen will. Mit der Absage an Arlettaz geben die Grünen auch ein Signal nach innen. Die Sporen hat man sich abzuverdienen, auch Quereinsteiger müssen sich hintanstellen. Es sind ganz klassische Rekrutierungsmuster, die man sonst gelegentlich bei alteingesessenen Parteien wie der CVP oder der FDP sieht.
Wobei auch hier die Ausnahmen die Regel bestimmen. Dass man bei den Gelben 2015 Thomas Egger unterstützte, hat die CSP bis heute in verschiedene Lager geteilt. Und mit der fulminanten Kandidatur von Pierre-Alain Grichting im gleichen Jahr erhoffte sich die FDP einen Aufschwung. Als der Quereinsteiger Grichting wieder weg war, fiel im Oberwallis aber alles wieder zusammen. Eine Parteibasis will nachhaltig aufgebaut sein. Und die Grünen haben sich Nachhaltigkeit auch sonst überall auf die Fahne geschrieben.
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